Falstaff Wein Guide Österreich & Nachbarländer 2025/26
- 450 Weingüter
- 4000 aktuelle Weine bewertet und beschrieben
- Weingasthöfe - Essen & wohnen in den Regionen
Es ist uns eine Freude, Ihnen die 28. Ausgabe des Falstaff-Weinguides Österreich und Nachbarländer vorlegen zu dürfen, in der Sie eine enorme Vielfalt von Weinen aller heimischen Sorten, Stile und Kategorien vorfinden werden, die wir Ihnen nach eingehender und sorgfältiger Prüfung von Herzen empfehlen möchten. Aber bevor Sie sich in die Details der Ergebnisse vertiefen, erlauben Sie mir einige persönliche Anmerkungen. Man kann es nicht schönreden: Die Welt befindet sich in bewegten Zeiten. Auch Österreich ist keine »Insel der Seligen« mehr: Kriege, Krisen und ein wirtschaftlich angespanntes Umfeld verunsichern die Menschen auch bei uns. Die Stimmung ist getrübt, es wird gespart. Das bekommt auch die heimische Weinwirtschaft zu spüren, der Absatz war schon einmal besser. Der heimische Rotwein ist nicht mehr im Trend, auch beim Weißwein verkauft sich längst nicht mehr alles wie geschnitten Brot. Der Weinkonsum nimmt ab, ein internationales Phänomen, die jüngere Generation greift immer öfter zu alkoholfreien Alternativen. Die an sich nach wie vor gut besuchte Gastronomie klagt über geringere Weinverkäufe. Weltweit beginnt man Weingärten zu roden, um die Produktionsmengen zu drosseln. Das sind alles wenig ermutigende Fakten. Nach einer intensiven Zeit der Verkostung der aktuellen Weinsortimente der führenden Weingüter aus allen Regionen Österreichs kann man feststellen, dass das Qualitätsniveau noch nie so hoch war wie heute. Die heimischen Winzer haben ihre Hausaufgaben gemacht. Die Zahl der Bio-Winzer wächst stetig, Österreich ist hier Weltspitze, der Stil der Weine entwickelt sich in Richtung Leichtigkeit, Frische und Finesse weiter, die Zahl der kommerziell vinifizierten Weine nimmt ab. Auch der Rotweinsektor beginnt, auf die veränderte Nachfrage zu reagieren. Weniger spürbares Holz, weniger Alkohol, dafür Eleganz und Herkunft im Vordergrund: Das nehmen sich immer mehr Produzenten zu Herzen. Die Winzersektproduktion bietet heute eine Vielzahl von gekonnt gemachten Schaumweinen, das Konzept Sekt Austria kommt bei den Konsumenten immer besser an. Eigentlich wäre alles gut. Warum also ist so spürbar Sand im Getriebe? Es sind viele Faktoren, die in diesen Zeiten dem Weinfreund die Lust am Genuss verleiden. Zwei davon sind besonders augenfällig: Zum einen ist da die bereits erwähnte angespannte Situation, die ganz allgemein die Stimmung trübt. Hier muss man darauf hoffen, dass Frieden und Vernunft einkehren, das haben wir in unserem kleinen Österreich nicht in der Hand. Der zweite Punkt aber ist hausgemacht und betrifft die Kalkulation des heimischen Weines in großen Teilen der Gastronomie. Die Entwicklung der letzten Jahre kann man leider nur als absurd bezeichnen. Egal ob im glasweisen Segment oder bei den Flaschenpreisen, egal ob beim Wirt um die ben Rechenmodelle Einzug gehalten, die dem Gast den Weingenuss verleiden. Mit einem Achtel glasweise soll die Flasche bezahlt sein? Weine, die der Wirt um 5 Euro netto einkauft, werden mit einem Preis von 90 Euro auf die Weinkarte gesetzt? Da hört sich nicht nur der Spaß, sondern auch der Konsum auf. Weingenießer werden zur Melkkuh der Gastronomie gemacht, und dann wundert man sich über weniger Absatz! Dass manche besondere Rarität einen »Schutzpreis« bekommt, das versteht jeder, aber mit dieser allgemein eingerissenen Fehlkalkulation leistet man den heimischen Winzern einen Bärendienst. Gerade wegen der allgemein gestiegenen Kosten gebührt dem Weinproduzenten ein fairer Anteil am Verkauf seines Produktes. Wenn man ihm diesen nicht zugesteht und Zwischenhandel und Gastronomie mehr bleibt als dem Winzer, dann ist der Tag nicht fern, an dem die Winzer sich gezwungen sehen werden, die Preise weiter zu erhöhen. Und dann trifft das auch den Ab-Hof-Verkauf und damit den privaten Konsum zu Hause, und schon sinkt der Gesamtkonsum wieder weiter. Die Folge: Weingärten werden gerodet, Kulturlandschaften verschwinden. Und gerade jene Flächen, die die wertvollsten Trauben hervorbringen, wie die Terrassen der Wachau oder Steillagen in der Steiermark, sind es, die am schnellsten unrentabel werden. Noch ist es nicht zu spät – das ist die gute Nachricht. Machen wir es dem Weinfreund nur etwas einfacher, durch seinen Genuss die Zukunft des heimischen Weines zu sicheren, anstatt ihn mit überzogenen Preisen zu alkoholfreien Alternativen zu treiben. Ich möchte nicht versäumen, mich ganz besonders bei allen Mitarbeitern dieser 28. Ausgabe zu bedanken sowie allen Weingütern, die ihre Weine in unsere kritische Obhut gegeben haben, meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Nur ihr Können, ihre Leidenschaft und ihre bewundernswerte Arbeit machen diesen Guide möglich. Und damit unsere Winzer auch morgen noch die bestmöglichen Weine für uns Kunden herstellen können, ist es notwendig, dass sie auch in Zeiten der allgemein steigenden Kosten einen fairen Preis für ihre ausgezeichneten Produkte bekommen. Daher, liebe Weinfreunde: Lassen wir uns den Weingenuss auch in Zukunft etwas kosten und helfen wir mit, dieses Kultur- und Genussgut auch für die Zukunft zu sichern.
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